IT-Notfallmanagement ist schon lange kein Nice-to-have mehr. Denn Cyberangriffe und IT-Ausfälle gehören heute zu den folgenschwersten Schadensereignissen für Unternehmen weltweit: Ein unvorbereiteter Ernstfall kann Datenverluste und finanzielle Schäden verursachen, ja sogar die gesamte Geschäftstätigkeit und die öffentliche Sicherheit gefährden.
In diesem Leitfaden zeigen wir praxisnah, wie Unternehmen mit strukturierten Maßnahmen aus dem Bereich Cybersecurity ein robustes IT-Notfallmanagement aufbauen. Sie erfahren, wie Sie Sicherheitsvorfälle bewältigen, Systeme schnell wiederherstellen und langfristig Resilienz aufbauen können. Außerdem gehen wir auf wichtige regulatorische Vorgaben ein, die es im IT-Notfallmanagement zu beachten gilt.
Was ist IT-Notfallmanagement?
IT-Notfallmanagement umfasst alle Maßnahmen, die sicherstellen, dass IT-Systeme auch in kritischen Situationen verfügbar bleiben und die Integrität von Daten gewahrt wird. Im Fokus steht neben der technischen Wiederherstellung auch die Minimierung von Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb.
Ein strukturiertes IT-Notfallmanagement ist eng mit dem Business Continuity Management (BCM) verknüpft und stützt sich auf international bewährte Standards wie ISO 22301 und ISO 27001. Ergänzt werden diese durch spezifische Leitlinien wie den BSI-Standard 200-4, der praktische Ansätze für Notfallplanung und Prävention bietet.
Ziel ist es, nicht nur die Informationssicherheit zu gewährleisten, sondern auch eine schnelle Wiederaufnahme der Geschäftsprozesse sicherzustellen.
Mögliche Notfälle – 3 Szenarien eines Ernstfalls
Im Folgenden schildern wir beispielhaft drei fiktive Szenarien, die verdeutlichen, welche gravierenden Auswirkungen ein IT-Ernstfall haben kann. Denn wenn keine ausreichenden Cybersicherheitsmaßnahmen getroffen werden, können Szenarien wie die folgenden schnell zur Realität werden.
Cyberangriff
Ein gezielter Cyberangriff, etwa durch Ransomware, kann ganze Unternehmen und Organisationen lahmlegen. Man denke, ein Krankenhaus wird Opfer einer solchen Attacke: Patientendaten werden verschlüsselt, und lebensrettende Systeme sind außer Betrieb. Der finanzielle Schaden durch Lösegeldforderungen, Reputationsverluste und entgangene Einnahmen sind enorm. Gleichzeitig drohen rechtliche Konsequenzen, insbesondere bei der Verletzung der DSGVO, wenn personenbezogene Daten betroffen sind.
Technisches Versagen
Ein unerwarteter Serverausfall in einem Produktionsunternehmen führt dazu, dass Fertigungsanlagen stillstehen. Ohne aktuelle Backups und Wiederherstellungspläne könnte die Produktion für Tage unterbrochen sein. Dies bedeutet nicht nur erhebliche Umsatzeinbußen, sondern gefährdet auch Lieferverpflichtungen und Kundenbeziehungen. Besonders kritisch wird es, wenn das betroffene Unternehmen Teil einer Lieferkette ist und weitere Partner beeinträchtigt.
Menschliches Versagen
Ein Mitarbeitender klickt versehentlich auf einen Phishing-Link in einer scheinbar harmlosen E-Mail. Innerhalb weniger Minuten wird das gesamte Firmennetzwerk kompromittiert. Solche Vorfälle entstehen oft durch unzureichendes Sicherheitsbewusstsein; regelmäßige Schulungen und klare Richtlinien könnten hier Abhilfe schaffen, um diese vermeidbaren Fehler zu minimieren.
Viele Unternehmen, die sich an uns wenden, haben bereits einen Cyberangriff erlebt. Bei einem Großteil davon stand am Anfang nicht mehr als eine unscheinbare Phishing-Mail.
– Michael Fred Fritscher
Wichtige gesetzliche Vorgaben im IT-Notfallmanagement
Im Bereich IT-Notfallmanagement spielen gesetzliche Vorgaben und regulatorische Rahmenwerke eine zentrale Rolle, um Sicherheit und Compliance zu gewährleisten. Zu den wichtigsten gehören:
NIS-2-Richtlinie: Diese europäische Richtlinie verpflichtet Betreiber kritischer Infrastrukturen (KRITIS) sowie viele weitere Unternehmen, robuste Notfallpläne und Sicherheitsmaßnahmen zu implementieren.
NIST-Framework: Das National Institute of Standards and Technology (NIST) bietet ein weltweit anerkanntes Rahmenwerk, das Unternehmen dabei unterstützt, Risiken zu identifizieren, zu bewältigen und die IT-Sicherheit kontinuierlich zu verbessern.
DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung): Schutz personenbezogener Daten ist essenziell, insbesondere im Kontext von Sicherheitsvorfällen.
ISO 22301 und ISO 27001: Diese internationalen Normen bieten ein bewährtes Rahmenwerk für Business Continuity Management und Informationssicherheitsmanagementsysteme (ISMS).
BSI-Standards: Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) stellt mit Vorgaben wie dem BSI-Standard 200-4 umfassende Leitlinien für die Notfallplanung und -vorsorge bereit.
Gerade die BSI-Standards dienen als wichtige Richtschnur in der IT-Notfallvorsorge – wir gehen deshalb im folgenden Abschnitt näher darauf ein.
IT-Notfallmanagement: Empfehlungen des BSI
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bietet mit dem BSI-Standard 200-4 (eine Neufassung des BSI-Standard 100-4) eine umfassende Grundlage für die Notfallplanung und Notfallvorsorge. Abgedeckt sind darin:
Vorbereitung
Zur Vorbereitung auf eventuelle Schadensereignisse braucht es klare Verantwortlichkeiten: Es muss gewährleistet sein, dass der IT-Sicherheitsbeauftragte bzw. Notfallbeauftragte im Ernstfall erreichbar ist und geeignete Erstmaßnahmen setzen kann. Diese müssen ebenso im Vorfeld definiert werden wie die besonders wertvollen und damit zu priorisierenden Bereiche des Netzwerks.
Weitere Ansprechpartner (etwa externe IT-Dienstleister) müssen bekannt sein; außerdem braucht es Kommunikationsrichtlinien sowie zuverlässige Monitoring-Systeme, die etwa mit Penetrationstests regelmäßig überprüft werden.
Darüber hinaus sind weitere Schutzmaßnahmen wie Firewalls und restriktive Zugriffsrechte wichtig, zudem ein detaillierter Netzplan und die Klärung notwendiger Meldewege.
Bereitschaft
Bei der Bereitschaft geht es darum sicherzustellen, dass die gesetzten Sicherheitsmaßnahmen aktiv und ausreichend sind. Der Status von Sicherheitssystemen muss geprüft, die Kenntnis um das richtige Verhalten im Ernstfall sichergestellt werden.
Bewältigung
Für die Notfallbewältigung müssen alle relevanten Akteure informiert und Informationen zum bisherigen Geschehen gesammelt werden. Kontaktieren Sie auch Ihren IT-Dienstleister sowie, je nach Art des Ereignisses und Meldepflichten, die Behörden sowie weitere Stellen. Achten Sie während des Ereignisses auf eine umfangreiche Dokumentation.
Nachbereitung
Im Nachgang eines Schadensereignisses braucht es ein umso umfangreicheres Monitoring aller Systeme; außerdem gilt es, erkannte Sicherheitslücken zu schließen und Lehren aus dem Geschehenen zu ziehen, um die bestehende Sicherheitsarchitektur weiterzuentwickeln.
Quelle: BSI
Maßnahmen im Überblick – Leitfaden für den IT-Notfall
In Anlehnung an die Vorgaben des BSI haben wir hier noch einmal die wichtigsten Schritte im IT-Notfallplan übersichtlich zusammengefasst. Nicht berücksichtigt sind hier weitere, organisationsspezifische Maßnahmen, etwa das Herunterfahren kritischer Systeme in der Produktion.
Die drei Phasen sind dabei zyklisch, teilweise parallel aufzufassen – denn unmittelbar nach einem Angriff und den gezogenen Konsequenzen erfolgt der Wiedereintritt in Phase 1. Kurzum: Nach dem Notfall ist vor dem Notfall.
Phase 1: Vor dem Notfall
- Durchführung einer umfassenden Risikoanalyse, um potenzielle Bedrohungen zu identifizieren
- Entwicklung eines Notfallvorsorgekonzepts, das präventive Maßnahmen definiert
- Erstellung eines detaillierten Notfallhandbuchs, das Verantwortlichkeiten und Prozesse festlegt
- Schulung von Mitarbeitenden im Bereich IT-Sicherheit und Sensibilisierung für Sicherheitsrisiken (z. B. unsichere Passwörter)
- Regelmäßige Updates und Tests der Wiederanlaufpläne sowie Sicherstellung aktueller Backups und Archivierungslösungen
- Zentral organisierte und restriktive Zugriffsrechte
- Einsatz von Abwehrmaßnahmen (z. B. durch Endpoint Security)
- Effektives Monitoring und Vulnerability Management, um den Bedarf von Updates für Hard- und Software frühzeitig zu erkennen
- Selektiver Ansatz bei der Wahl von Hard- und Softwarelösungen, die ins Netzwerk integriert werden
- Segmentierung des Unternehmensnetzwerks, um kritische Bereiche zu isolieren
Phase 2: Während des Notfalls
- Aktivierung des Krisenmanagementsystems und Benachrichtigung aller relevanten Parteien
- Nutzung der im Notfallkonzept definierten Maßnahmen, um den Schaden zu minimieren
- Schnelle Identifikation und Eindämmung des Sicherheitsvorfalls, etwa durch Monitoring-Tools
- Zusammenarbeit mit IT-Sicherheitsexperten und IT-Dienstleistern, um technische Probleme zu lösen
- Laufende Kommunikation über geeignete Kanäle, ggf. auch Social Media (bei öffentlichem Interesse im Rahmen der Krisenkommunikation), um Stakeholder zu informieren
Phase 3: Nach dem Notfall
- Analyse des Sicherheitsvorfalls, um Ursachen und Schwachstellen zu identifizieren
- Implementierung von Verbesserungsmaßnahmen basierend auf den Erkenntnissen der Risikobewertung
- Wiederherstellung der betroffenen IT-Systeme gemäß den Wiederherstellungsplänen
- Durchführung von Tests und Anpassungen der Notfallplanung, um zukünftige Vorfälle zu verhindern
- Berichtserstellung und Kommunikation mit Behörden oder Partnern, falls erforderlich, z. B. im Rahmen von NIS-2
- Wiedereintritt in Phase 1
Systeme für Prävention und Management von IT-Notfällen
Ein effektives IT-Notfallmanagement erfordert robuste Systeme, die sowohl präventiv als auch reaktiv eingesetzt werden können. Der IT-Grundschutz bietet dabei eine solide Basis, um Sicherheitskonzepte zu entwickeln, die die häufigsten Bedrohungen effektiv adressieren.
Präventionssysteme wie Monitoring-Tools und Verschlüsselungstechnologien helfen, potenzielle Sicherheitslücken frühzeitig zu identifizieren und zu schließen bzw. Kriminellen eine kleinere Angriffsfläche zu bieten. Regelmäßige Backups sind unerlässlich, um Daten im Falle eines Vorfalls schnell wiederherstellen zu können.
Ebenso wichtig sind der sorgfältige Umgang mit Zugriffsrechten, der etwa mit PAM (Privileged Access Management-Systems) sichergestellt werden kann, sowie Endpoint Security, um kompromittierte Geräte schnellstmöglich zu isolieren.
Wiederherstellungspläne spielen eine zentrale Rolle, um nach einem Vorfall die IT-Systeme schnell wieder in Betrieb zu nehmen und die Geschäftskontinuität zu sichern. Gleichsam muss ein intensives Monitoring samt Dokumentation den gesamten Prozess des Angriffs – von der Anbahnung bis zur Aufarbeitung – intensiv begleiten.
IT-Notfallmanagement: Unterstützung durch microCAT
microCAT bietet umfassende Lösungen für ein effektives IT-Notfallmanagement, die speziell auf die individuellen Anforderungen von Unternehmen zugeschnitten sind. Unser Ansatz umfasst:
- Notfallvorsorgekonzepte – Entwicklung und Umsetzung von maßgeschneiderten Plänen basierend auf den Standards des BSI, wie dem BSI-Standard 200-4
- Wiederherstellungspläne und Krisenmanagement – Schnelle und effiziente Unterstützung bei Sicherheitsvorfällen, um Ausfallzeiten zu minimieren
- Technologische Unterstützung – Einsatz moderner Tools wie Monitoring-Systemen, Backup-Lösungen und Verschlüsselung, um präventiv Sicherheitslücken zu schließen
- Schulungen und Awareness – Training von Mitarbeitern, um Risiken wie Phishing und Social Engineering vorzubeugen
Unsere Expertise der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben wie NIS-2 ermöglicht es uns, sowohl rechtliche als auch branchenspezifische Anforderungen zu erfüllen. Ergänzend bieten wir Unterstützung für Betreiber von KRITIS, um die Anforderungen an Business Continuity Management und Notfallvorsorge zu gewährleisten.
Mit microCAT als Partner erhalten Unternehmen nicht nur maßgeschneiderte Lösungen, sondern auch die Sicherheit, dass sie im Ernstfall schnell und effektiv reagieren können, um Datenverluste und Ausfallzeiten zu minimieren.
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